Freitag, Januar 27, 2006

Kerala bitte melden

Ach ja, schon wieder so viel aufzuarbeiten. Vor lauter Hitze kommt man ja zu gar nichts. Erstmal: Danke fuer eure Kommentare! Wir lesen sie natuerlich alle. Leider erlaubt diese Blog-Plattform keine direkten Antworten, aber dennoch - schoen, von euch zu hoeren!
















Der Morgen in Goa begann fuer mich mit lustigen Bauchkraempfen gegen sechs Uhr. Eine automatisch anschliessende Grundreinigung von innen sorgte fuer den Rest. Ich wollte schon etwas beunruhigt aus der Waesche schauen, aber da stabilisierte sich die Flora meines Innenlebens flugs wieder auf mirakuloese Weise. Wie schoen.
Ein kurzes Fruehstueck noch am Strand, dann gings mit der Rikscha zum Bahnhof. Nachdem wir die erste Fahrt ja Orientexpress-maessig in der ersten Klasse verbracht haben, gingen wir nun einen Schritt weiter mit der Akklimatisierung: Diesmal sollte es ein ganz normaaaaler Sitzplatz in der zweiten Klasse sein. 48 Rupien fuer eine 350 Kilometer Strecke. Nicht mal einen Euro. Und ungefaehr ein Hundertstel des Preises, den wir fuer die erste Klasse gezahlt haben.

Dafuer gab es das Unterhaltungsprogramm gratis. Sechs bis acht Leute sassen mit uns zusammen auf dem schaetzungsweise fuer vier ausgelegten Sitzen. Da kommt man sich naeher, so nach dem Motto: "Could you please mal dieses herrenlose Kind hier holden?" Na, wir hatten jedenfalls eine reichhaltige Auswahl von Reisekameraden. Von der Grossfamilie bis zu vermummten Musliminnen. Dazwischen immer wieder der Typ in Uniform, der im fuenf-Sekunden-Takt durch die Gaenge rannte und "Coffeee, Coffeeee, Coffeeeeeee" rief.

Unser Reiseziel hiess Udipi, ebenfalls an der Westkueste gelegen, etwa auf halbem Weg nach Kerala. Gegen 20 Uhr fuhren wir dort ein, der erste Eindruck: Eher mau. Das Hotel na ja, aber fuer vier Euro kann man ja auch nicht das Ritz erwarten. Toiletten im "Indian Style", ich erspare euch die Details. Wir gehen noch essen, aber in Udipi scheint man schon gegen neun Uhr in die Nachtstarre zu fallen. Wird wohl eher ein kurzer Besuch.....

Am nachsten Morgen praesentiert sich die Stadt dann doch etwas freundlicher. Wir besuchen den Krishna-Tempel, der hier im 13. Jahrhundert mal angedacht wurde und sich seitdem wacker in der Stadt haelt. Drumherum acht Kloster. Sehr eindrucksvoller Ort, mit einer dennoch etwas seltsamen Mischung aus Religion und Kommerz. Und einem angeschlossenen Kuhstall.

Wir sehen noch eine Weile bei einer Tanztheater-Probe einer Schule zu, dann quaelen wir uns zurueck ins Hotel, denn hier ist es wirklich unertraeglich heiss. Da liegt man besser ne Runde im Bett herum. Kurz vorher buchen wir noch einen Nachtbus nach Kochi, wiederum einen motorisierten Tagesritt entfernt. Denn laenger als noetig wollen wir in Udipi nicht bleiben. Wir haben zunaechst etwas Schwierigkeiten, den Busbahnhof zu finden. Fragt man zwei Inder, bekommt man mindestens drei Antworten. Aber sie sind ja alle so freundlich und wollen einem wirklich helfen. Wir finden die Haltestelle dann doch noch und klatschen in die Haende vor Freude, denn der Bus ist bequemer als erwartet. Gepolsterte Sitze!! Da sollte man doch zwoelf Stunden aushalten koennen. Na ja, ein zwei schoenere Dinge gibt es dann ja doch im Leben.

Unterwegs machen wir an etwa 3,5 Millionen Bahnuebergaengen Halt, der Fahrer muss schon Hornhaut vom vielen Hupen haben. Und dann lernen wir auch noch eine Oesterreicherin kennen, die "den ganzen Touri-Kram nicht mag, in den Slums unterrichtet hat (aber die Kinder koennen ja nichts aufschreiben) und nun zum Meditieren in die Berge faehrt. Hoffentlich verliebt sie sich in einen Felsbrocken und bleibt fuer immer da.

Gegen sieben Uhr frueh kommen wir an. Wir finden schnell ein angenehmes Hotel, sogar mit Fernseher! Huh! Kochi besteht aus den Stadtteilen Kochi, der auf einer vorgelagerten Insel liegt. Auf der anderen Seite liegt Ernakulum. Die Leute tun aber so, als waeren es zwei Staedte. Kann einem irgendwie auch keiner so genau erklaeren. Nach einer kurzen Verschnarchpause fahren wir rueber nach Kochi, wandern in sengender Hitze durch die kleinen Gaessen. Viele nette Shops, mit vielen netten Antiquitaeten und solchen, von denen es wenigstens behauptet wird. Man koennte hier ja so einiges kaufen, aber wo soll man mit dem ganzen Mist bleiben. Sonni hat schon ne halbe Silbermine gekauft. Die ganzen Gloeckchen um ihr Armgelenk locken schon die heiligen Kuehe an.

Zum Mittag machen wir jetzt schon so richtig auf Profi-Inder. Mit Haenden essen. Und nichts von der Karte bestellen, weil es naemlich gar keine Karte gibt und man einfach das "Meal" bestellt. Schmeckt fein und ist bis jetzt auch drinnen geblieben. Tja, und dann schauen wir hier nochmal in eine Kirche, kaufen alle fuenfzig Meter eine neue Flasche Wasser und unterhalten uns dort noch mit einem zufaellig vorebeischneienden Inder. Die wissen uebrigens alle, dass es in Deutschland kalt ist.

Nun sutzen wir also hier im Internet-Cafe, und haben gerade vorher noch kraeftig Geld ausgegeben. Fuer diverse Touren durch das Wildlife-Reservat. Inklusive Uebernachtung auf einem Baumhaus. Da gibt es wohl kaum Internet....aber danach kann ich bestimmt wieder berichten. Je nachdem, welche Schlangen uns beissen....

2 Comments:

At 8:21 PM, Anonymous Anonym said...

Herrlich - habe mehrfach lauthals gelacht und grinse immer noch (gut, dass ich das aufm heimischen Sofa gelesen habe...). Sehr schön, Dirk, Du bist und bleibst mein Lieblings-Reiseberichter und solltest dringend Reiseführer schreiben!
Jedenfalls machts Spaß, ein wenig an Euren Abenteuern teil zu haben auf diese Weise.
Ich hoffe, Ihr bleibt weiterhin gesund und nahrungsaufnahmefähig und werdet nicht alsbald wegen des Gebimmels von heiligen Kühen verfolgt...
Schick paar Schneeflocken rüber...
:-)

 
At 5:01 AM, Anonymous Anonym said...

Hallo, seid bloß vorsichtig im Baumhaus, denn wie heißt es so schön bei Kipling: Doch selbst eine Astgabel in einem hohen Baum war für Mogli kein sicherer Schlafplatz. Die Schlange Kaa entdeckte ihn bald und schob sich behutsam näher...
Ich versuche gerade durch die bloße Kraft meiner Gedanken einen Menschen ins Paralleluniversum zu schicken. Zur Verstärkung meiner Gehirnströme nutze ich nur edelsten Bordeaux. Trotz des Dopings meines Geistes scheint es nicht recht zu gelingen. Falls ihr also auf eurer Reise durch Indien für mich mal nach einem Transportweg schauen könntet. Es dankt schon jetzt Thomas

 

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