Mittwoch, Februar 01, 2006

"I can smell Leopard! Very strong!"

Ha, April, April. Wir sind doch noch nicht tot. Wir sind zurueck aus dem Urwald und nun kann ich euch berichten....
Es ist ein verdammt frueher Morgen, als wir in Ernakulam aus dem Bett krabbeln. Mit verschlafenen Augen packen wir unsere Siebensachen und warten vor der Tuer des Hotels auf's Taxi. Ein weisser "Ambassador Deluxe" rollt an.
Dieses im weitesten Sinne fahrbereite Geraet wird von "Hindustan Motors" hergestellt und dient scheinbar ausschliesslich als Taxi. Der Fahrer spricht kein Wort Englisch, hat dafuer aber sein bestes Zahnpasta-Laecheln einoperieren lassen. Die Fahrt ist noch gar nicht ganz losgegangen, als das Mobiltelefon klingelt und unser Fuehrer Benni sich meldet. Er kuendigt an, dass er uns zum Fruehstueck treffen wird.
So lernen wir unseren Fuehrer fuer die naechsten Tage eine Stunde spaeter kennen. Ein kleines, drahtiges Maennchen mit Musketier-Bart und einem freundlichen Laecheln.Vielleicht Ende zwanzig? Schon beim ersten Smalltalk packt er einige interessante Details auf den Tisch. Tja, er muesse den Plan leicht aendern, denn eines der Baumhaeuser, in dem wir schlafen sollten, ist leider von Elefanten zerstoert worden. Es gaebe aber noch ein anderes, aber da muessten wir eben heute schon hin. Klingt schon nach reichlich Abenteuer. Aha, Elefanten. Baumhaus zerstoert. Noch ein anderes. Soso.

Die Fahrt zum Wildlife-Reservat ist verdammt lang. Wir sind bestimmt fuenf Stunden unterwegs. Doch es bleibt nicht beim sturen Fahren durch die uebrigens fantastische Landschaft. Immer wieder machen wir einen Stop, Benni zeigt uns Ananas-Plantagen, exotische Pflanzen und sonstige Dinge, die es so am Strassenrand zu entdecken gibt. Echt ein sympathisches Kerlchen. Dass er ein Buch geschrieben hat, erzaehlt er ganz nebenbei. Und zieht es auch gleich aus dem Hut. Leider auf Hindi, na ja. Aber der Umschlag ist ganz huebsch und Benni gibt uns gern eine ausfuehrliche Inhaltsangabe.

Gegen Mittag machen wir einen Stop in einem Hotel kurz vorm Schutzgebiet. Wir essen "etwas typisches" aus Kerala. Na ja, das tun wir eigentlich schon die ganze Zeit, aber ok. Dann geht es rein in den Park. An einer Art Wachstation steigen wir aus dem Taxi und Benni bespricht sich mit einem der Waldmenschen. Wieder zieht er die Stirn kraus. "Da sind Elefanten am Baumhaus, wir muessen vorsichtig sein". Ich muss mein weisses Hemd ausziehen, denn die helle Farbe animiert Freund Dickhaut wohl gern mal zum lustigen Frontalangriff. Schluck. Der Weg ist unserem Benni irgendwie zu gefaehrlich, also fahren wir dann doch lieber mit dem Taxi so nah es geht heran ans Baumhaus, denn eine Strasse fuehrt mitten durch das Schutzgebiet. Das Baumhaus wuerde in Deutschland wohl jeden TUEV-Angestellten in den Wahnsinn treiben, aber hier ist es noch im Limit. Ueber eine wackelige Strickleiter geht es nach oben. Das wird bestimmt eine abenteuerliche Nacht. Aber erstmal werden natuerlich nur die Sachen abgelegt, schliesslich ist der Tag noch jung und es soll noch auf Elefantenpirsch gehen. So streifen wir mit Benni und dem zusaetzlichen Fuehrer durch den Wald, die beiden immer vorneweg.


Einen Tiger soll es hier geben, fast vierzig Leoparden. Und natuerlich viele, viele Elefanten. Wir sehen und hoeren von alledem allerdings erstmal nichts. Nur von den undruchdringlichen Straeuchern scheint Gefahr auszugehen, Klatsch!, da ballern einem mal wieder dornige Dinger ins Gesicht. Wo war doch gleich die Akku-Machete? Dann aber doch. Von irgendwo her hoeren wir ein Toeroe (ziemlich daemlich das ohne Umlaute zu schreiben). Benni zeigt irgendwo in das gruene Gewirr. Und tatsaechlich, da wippt ein graues Ohr, ziemlich weit weg. Dann ein Ruessel, dann zeigt sich der Brecher in ganzer Fuelle. Nicht gerade zum Greifen nahe, aber waere er zum Greifen nahe, dann griffe er uns wohl auch bald. Meint Benni jedenfalls. Ein bisschen naeher kommen wir dem Elefanten dann aber doch noch. Unsere Fuehrer schleifen uns durch den halebn Urwald. Mal im Kreis, mal ein Stueck zurueck, immer im sicheren Abstand. Aufregende Sache. Gut drei Stunden sind wir unterwegs, dann setzt die Daemmerung ein, und wir muessen zum sicheren (na ja, halbwegs sicheren) Baumhaus zurueck. Es wird schnell dunkel und wir sitzen noch ein wenig auf der Baumhaus-Veranda, Benni erzaehlt aus seinem Leben. Doch schon fast vierzig der Kerl. Und soo nett. Wenigstens wissen wir jetzt auch, dass Toilette auf Indisch "Kackhus" heisst. Kommt wohl irgendwie aus dem Hollaendischen. Wir gehen frueh schlafen, es ist noch nicht mal 21 Uhr. Aber was soll man tun, wenn im Urwald das Licht ausgeht....Die beiden Fuehrer pennen auf der Veranda, wir machen es uns im grossen Salon des Baumhauses bequem. Ziemlich koloniale Einstellung. "Es wird kalt in der Nacht", meint Benni beim letzten Blick hinaus. Eine zarte Untertreibung. Denn es wird arktisch. Um die vier Grad sollen es sein. Meine Fuesse fuehlen sich an wie Eiskloetze. Na ja, wir haben es ja so gewollt. Von draussen dringen die Geraeusche des Urwalds herueber, mal ein Grunzen, mal ein Jaulen, und irgendwie ist da auch ein Vogel, der wie ein digitaler Wecker klingt. Wie huebsch.
Mann, ich rede ja wie ein Wasserfall. Ich glaube, ich mache mal einen neuen Post auf.

2 Comments:

At 5:36 PM, Anonymous Anonym said...

Muss mich ja nun auch mal zu Wort melden...
Wahnsinn, was ihr dort erlebt und wie ihr uns miterleben lasst - Danke! Da möchte man glatt hinterherfliegen und euch im Urwald zwischen Rüsseltieren und hungrigen Leoparden suchen... Also ein Abend mit euren Fotos, Video, Berichten, Erlebnissen... ist ja nun wohl Pflicht!!! ;)
Lasst es euch bloß weiterhin gutgehen und nicht von wilden Tierchen verschleppen!
Berichtet bitte weiter - das macht die grauen, trüben Tage hier viel fröhlicher! ;)
Vernweh-Grüße aus der Heimat!

 
At 6:50 PM, Anonymous Anonym said...

beim lesen dieses textes springt mir förmlich was ins auge: akku-machete?????
soll das ein witz sein oder gibts das echt? und wo lädt man mitten in der walahai dann den akku? gibt es dann auch motormacheten? wär ja was für nen neuen peter jackson film!!

 

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