Mittwoch, Februar 01, 2006

I'm sure there is a Leopard here!


Der Morgen kommt ebenso frueh, wie der Tag endete. Gegen 6.30 werden wir hochgescheucht, wir trinken zur Begruessung einen Tee in der nahe gelegenen Wildhueter-Station. Die Leute gehoeren alle Waldstaemmen an, die hier leben. Damit sie den Wald nicht zerstoeren, hat der Staat zumindest alle Maenner ohne Ausnahme angestellt und sie zu Wildhuetern gemacht. So ist allen geholfen. Benni ist hier Stammgast und so gibt es jedesmal ein grosses Hallo, wenn wir jemandem begegnen. Mit allen muss ein kleines Schwaetzchen gehalten werden, auch wir sind als weisse Touris so eine Art Mini-Sensation. Nur etwa 300 Touristen kommen hier pro Jahr her. Das kann dem Wald nur gut tun. Zwei Massala-Tees spaeter sind wir wieder im Wald. Es geht erneut auf Elefanten-Pirsch, diesmal sehen wir sie noch naeher. Benni riecht auch immer wieder Leoparden. Wir sind uns sicher, dass er uns eine ganz grosse Show vormacht, bis wir ploetzlich selber diesen eigenartigen Geruch bemerken. Ja tatsaechlich, da ist was. Wir sehen die Spuren am Fluss, gleich neben den Spuren der Cobra, die an einem Abhang neben uns vorbeihuscht. Ich checke schnell noch mal mein YPS-Ueberlebenshandbuch und mache den Leatherman klar.


Dann taucht ein Gaur auf, eine Art Wald-Bison. Schnell ist er wieder im Dickicht verschwunden. Dann huepfen gepunktete Hirsche um uns herum. Wenn jetzt noch Balu die alte Weise "Versuch's mal mit Gemueeetlichkeit" anstimmen wuerde, es waere perfekt. Na ja, der hat heute frei, dafuer gibt es jede Menge Kingfisher, so eine Art Eisvogel. Und und und. Der ganze Zoo eben. Puh, da kommt man sich ja vor, wie bei der Expedition ins Tierreich. Gegen Mittag ist es damit aber erstmal vorbei. Wir haben aus dem Baumhaus ausgecheckt und siedeln ins Hotel ueber. Auf dem Weg fahren wir auch durch Munnar. Wer "Schiffbruch mit Tiger" gelesen hat, kennt den Namen der Stadt vielleicht. Das ist dort, wo Moschee, Kirche und Hindu-Tempel sich wie in einem Dreieck gegenueberstehen.

Nach einem Mittagessen im Hotel geht es auch schnell wieder los. Wir haben die Wahl zwischen einer Ausgrabungsstelle und einem Wasserfall und entscheiden uns fuer letzteren. Auch diesmal muessen wir den halben Urwald roden, bis wir am Ziel sind. Ganz schoen heiss, ganz interessant, wie viel man so schwitzen kann. Baeh! Der Wasserfall entschaedigt fuer den anstrengenden Weg. Wunderschoen. Ausser uns sind nur zweo Waldmenschen hier, die Krebse und Fische fangen. Ueberhaupt begegnet einem hier eigentlich niemand. Nur ab und an huscht eine Gruppe von Anwohnern vorbei, die an der Fireline arbeiten. Damit versucht man, die Ausbreitung von Waldbraenden zu verhindern. Gut eine Stunde bleiben wir hier, dann geht es auf den Rueckweg. Unterwegs weiss Benni oder der Fuehrer immer wieder Spannendes zu den vielen Pflanzen hier zu erzaehlen. Unglaublich, wie viele Kraeuter es fuer Abtreibungen gibt und noch unglaublicher, das soviel davon Gebrauch gemacht wird.


Am Abend im Hotel sind wir reichlich platt. Das fruehe Aufstehen und das Wandern macht schnell muede. Bin ich hier eigentlich im Urlaub? Unglaublich, aber gegen 21.30 fallen mir einfach die Augen zu. Wenigstens ist es diesmal warm. Auch wenn Sonja sich die dickste Decke geklaut hat und in ihrem Schneeanzug schlaeft. Und ueberhaupt, irgendwie riechen unsere Klamotten alle nach Fuss.

Hurrah! Nochmal darf frueh aufgestanden werden. Um 5 Uhr weckt uns Benni. Nur nicht so schlaefrig, die Damen und Herren Westler! Raus aus den Federn! Wir schleppen uns in den wartenden Ambassador. Mein Ruecken kennt inzwischen jede Feder der Rueckbank. Wenigstens wird erstmal nicht gewandert. Heute ist Foto-Safari. Im Schneckentempo lassen wir uns durch den Park rollen, entdecken wieder Elefanten, Massen von Hirschen, Pfauen, Gaur und eine unzaehlbare Menge bunter Voegel. Videokamera und Fotoapparat sind im Dauereinsatz. Leider gestaltet sich das Fotografieren ein wenig so wie mit der Suche nach Bigfoot. Die Haelfte der Ausbeute besteht aus Ruesseln, Ohren oder Schwanzfedern. Die Viecher wollen einfach nicht still halten.

Die Fahrt ist herrlich, wir fahren entlang der Annamalai-Berge durch tiefen dichten Urwald, soweit das Auge reicht. Wahnsinn. Bevor wir den Park verlassen, gibt es noch ein letztes Mahl am Hotel, dann fahren wir zurueck zu den Teeplantagen rund um Munnar. Herrlich sieht das aus. Wie die vielen Gruentoene so ineinander fliessen, ach ach ach. So schauen wir den Pflueckerinnen bei der Arbeit zu, verdraengen den Gedanken an Ausbeutung und landen schliesslich im Teemuseum. Jemand hat dort etwa 20 englische Woerter auswendig gelernt und bruellt sie uns zur Erklaerung an den verschiedenen Stationen der Fabrik entgegen. So beschraenken sich die Erklaerungen auf "Oxidation!", "Drying!" und "Teabag!". Na ja, es reicht ja auch zum Verstaendnis der Sache. In einem angeschlossenen Museumsraum sind allerlei Dinge wahllos zusammengestellt. Ein Rechenschieber, ein ausgestopfter Baer (unter dem das Wort "Bear" steht), ein Badezuber und ein paar Fotos der englischen Freimaurer-Loge von Munnar. Seltsame Zusammenstellung.

Dann geht alles ganz schnell. Benni hat die Buszeiten gecheckt und hat einen Local Bus gefunden, der uns nach Westen bringt. Er hat uns Palani empfohlen, denn dort ist ein wichtiger Tempel. Unser Reisefuehrer erwaehnt den Ort mit keinem Wort, aber das Ding ist ohnehin so schlecht, dass es ballert. Kleiner Tip fuer Indien-Reisende: Der
"Reise Knowhow Indien" ist unterirdisch. Wir beschliessen also, nach Palani zu fahren. Gut fuenf Stunden sind wir unterwegs. In einem nicht gerade bequemen Bus. Mit nicht gerade gefederten Sitzen. Mit nicht gerade frisch gewechselten Bremsbelaegen. Wenn der Fahrer bremst, riecht es, als ob jemand Metall zusammenschweisst. Angesichts der Buswracks, die wir unterwegs sehen, macht das etwas Schluckbeschwerden. So kommt es tatsaechlich fast zum Unfall. Ein Jeep weicht nicht rechtzeitig genug aus und kommt erst kurz vor einem Abhang zum Stehen. Einige Busgaeste stuermen heraus und druecken den Jeep aus der Gefahrenzone. Junge, Junge, an Action mangelt es hier nicht.

Wir kommen gegen Abend in Palani an, die Stadt ist voller Pilger, erstaunlich viel Leben auch noch zu spaeter Stunde. Wir finden schnell ein annehmbares Hotel und treiben uns dann noch ein wenig in der Stadt herum. Es gibt hier kein Internet. Und keine englischen Schilder. Hmmm...Aber etwas zu essen gibt's trotzdem noch vor dem Schlafengehen. Im Hotelzimmer werde ich zum Moerder und knacke schnell noch eine Kakerlake. Nur fuenf Minuten spaeter haben sich alle Ameisen suedlich von Delhi in unserem Zimmer eingefunden und machen sich zum Abtransport von Freund Kakerlake bereit. Sie brauchen nur ne knappe Stunde, um das Ding in handliche Stuecke zu zerlegen. Gute Nacht!

So, nun sind wir schon in Madurai und ich schreibe schon viel zu lange. Bevor ich das nun auch noch schreibe, hoere ich lieber auf. Denn das ist ja eine ganz andere Geschichte. Uebrigens: Die Fotos, die ich hier einbaue, sind gar nicht von mir. Das geht naemlich mangels USB und so hier nicht. Ich klaue sie einfach aus dem Netz....

1 Comments:

At 7:09 PM, Anonymous Anonym said...

wie, die fotos sind gar nicht von euch??
dabei fand ich das von dem indischen führer ja so neckisch!
auch wenn er aussah als ob er burdoholoman reynoldahalaha heißt und bollywood darsteller ist.
aber ein foto von einem tier mit zitat "rüssel, ohren und schwanzfedern" klingt echt außerordentlich spannend.

 

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