Freitag, Februar 03, 2006

Monotonie in der Suedsee

Der zweite Tag in Madurai beginnt spaet. Endlich mal auspennen, ganz gemuetlich fruhstuecken und dann ganz langsam in die Gaenge kommen. Auch mal nicht schlecht. Wir erkunden das Marktviertel noerdlich der Tempelanlagen. Endlos ziehen sich Juwelier-, Gold- und Silberlaeden durch die kleinen Gassen. Das ist noch ein wenig so wie im Mittelalter bei uns. Hier nur die Juweliere, da nur die Buchhaendler und dort nur die Schneider. Sonja braucht schon Literatur-Nachschub, die ersten 1000 Seiten sind laengst inhaliert. Da das Nachtleben weitgehend wegfaellt, hat man viel Zeit zum Lesen.

Wir machen wirklich nicht viel heute, lassen den Tag so verfliessen. Das koennte hier tatsaechlich auch noch etwas langweilig werden, denn obwohl Madurai huebsch und relativ ruhig ist, hat man nach zwei Tagen doch alles gesehen. Doch auch wenn ich den Schneider noch mal ne Runde antreiben wuerde, wir muessen bis Samstag morgen hier bleiben. Leider geht der Zug dann erst am Abend. Wenn er denn geht. Denn wir haben zwar ein Ticket in den Haenden, bekommen aber nur mit der so genannten Tourist Quota noch einen Platz. Das sind spezielle Tickets, die fuer Touristen reserviert bleiben. Ich bin gespannt, ob das klappt.
Anschliessen fahren wir zum Palast, einige Kilometer weit draussen. Hier wird uns die "Sound and Light"-Show versprochen. Tatsaechlich geht hier und da mal eine Lampe an und aus kraechzenden Lautsprechern kommt so eine Art Hoerspiel ueber die Heldentaten einstier Herrscher. Nach diesem Erlebnis der besonderen Art bringt und eine Fahrradriksha zurueck in die Stadt. Wir haben ein ganz schlechtes Gewissen. Der arme Fahrer strampelt sich fast zu Tode, die beiden Dicken passen kaum mit ihren Hintern in die Sitze. Ich schaeme mich fuer jedes Kilo. Nachstes mal schenke ich ihm das Geld und nehme ein motorisiertes Gefaehrt....
Zum Abschluss des Abends goennen wir uns ein empfohlenes Essen auf der Dachterasse eines der besseren Hotels der Stadt. Einen schoenen Ausblick hat man hier. Und schoen viele US-Reisegruppen treiben sich hier herum. Aber die die Luft ist herrlich frisch und der Blick auf die angestrahlten Tempel eben nicht ueberall zu bekommen.

Da es nicht allzu viel zu sagen gibt, kann ich hier mal ein bis zwei Fragen beantworten, die von euch gemailt wurden:


1) Kulturschock
Erstaunlich viele Leute fragen, ob Indien nur wirklich so beeindruckend ist und was ich denn so generell vom Land halte. Hmmmm. Also so etwas wie einen Kulturschock hatte ich nicht. Den hat man wohl auch eher, wenn man mit Anfang 20 seine erste und vielleicht einzige weite Reise macht. Die habe ich aber schon hinter mir. Und deswegen schockt mich hier nichts. Ganz praktisch gesehen, ist hier vieles chaotisch, touristisch fehlt so einiges an Infrastruktur. Das mag zwar auch seinen Reiz haben, hat aber auch Nachteile, denn man strandet leicht in den Staedten und kommt schlecht in die Umgebung. Man wuesste ja auch gar nicht, wohin man genau sollte. Denn das wissen auch die Reisefuehrer nicht. Und die Staedte aehneln sich doch zum grossen Teil sehr. Sie sind dreckig, laut und hektisch. Mehr als ein bis zwei Tage pro Stadt braucht man wirklich nur selten. Das hoert sich vielleicht negativ an, ist aber gar nicht so gemeint. Mit gefaellts, aber mir haben andere Laender auch schon besser gefallen. Die ganzen Ammenmaerchen von Dutzenden toten Menschen auf den Strassen sollte man nicht glauben. Das mag in Kalkutta vielleicht so sein, wir haben davon nichts gesehen. Slums ja, aber dort wird gestorben, wie anderswo auch.

2) Religion
Erstmal: Der Buddhismus spielt hier keine Rolle, er kommt schlicht nicht vor. Das ist eher in Nordindien, und das liegt ja einige Kilometer weit weg. Die einzigen Buddhisten hier sind westliche Dreadlock-Traeger, die sich bei Tschibo ihr 9,95 Euro Buddha-Set gekauft haben und nun beim Steak mit Pommes von spiritueller Einsicht reden. Allerdings verwechseln die Spiritualitaet wohl eher mit einer Mode. Ansonsten ist man hier Hindu, und das von ganzem Herzen. An anderen Orten haben wir auch Moslems und Christen gesehen, das Miteinander der Religionen ist hier bemerkenswert harmonisch. Die Gotteshaeuser stehen oft nur wenige Meter voneinander entfernt.

3) Essen
Fuer Vegetarier ist das hier ein Paradies. Das kommt natuerlich durch die Religion. Schon von draussen kann man sehen, ob es sich um ein vegetarisches, ein nicht-vegetarisches oder ein gemischtes Lokal handelt. Das meiste ist tatsaechlich scharf, aber nicht so, dass man es nicht aushalten wuerde. Man hat die Wahl zwischen Brotsorten, die optisch und geschmacklich zwischen Pfannkuchen und Kugelfisch schwanken. Oder man nimmt eben Reis und fertig. Dazu gibts eigentlich immer eine Art Currysauce, kleingeschnittene Zwiebeln in Joghurtsauce oder diverse andere Schaelchen zum Tunken. Mit einem Wort: Lecker. Aber trotzdem, so langsam koennte ich auch mal wieder so einen richtig fettigen Hamburger Pannfisch essen.

2 Comments:

At 4:05 AM, Anonymous Anonym said...

Eigentlich wollte ich ja deinen letzten Eintrag kpmmentieren, aber da gibt es nur: We're sorry, but we were unable to complete your request.
Darum schreibe ich dann mal hier. Halt dich bloß fern von Comics, erst recht wenn sie älter als vier Monate sind...

 
At 11:07 PM, Anonymous Anonym said...

Habe gestern Mulligatawny-Suppe gekocht und musste an Euch denken. So ein Süppchen schmeckt in Indien bestimmt viel besser. Die leckeren Fladenbrote mit Kartoffelirgendwas kenne ich von Mauritius. Beim Nachmachen bin ich an der Kartoffelfüllung kläglich gescheitert. Wünsche Euch noch viele kulinarische Höhenflüge!

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home