Kurz vor Urwald
Nun schreibe ich doch noch schnell ein paar Zeilen, bevor es morgen in den Urwald geht.....
Nach der gestrigen Internet-Sitzung sind wir mit Faehre und Taxi wieder zurueck in den Stadtteil Ernakulam gefahren. Dabei gab es auch ein paar Delphine zu sehen - allerdings blieb es bisher bei der Rueckenflosse. Ich hoffe, wir kommen den gefiederten Freunden noch mal naeher.
In Ernakulam scheint das einzige "Must See" der oertliche Tempel zu sein. Also haben wir uns natuerlich dorthin getrollt. Draussen wartete auch schon ein kleiner Derwisch auf uns, der gar nicht lang fragte, ob wir denn eine Fuehrung wollen oder nicht. Er fuehrte einfach. Manchmal muss man Dinge wohl einfach geschehen lassen, denn der Mann wusste eine ganze Menge zu erzaehlen. Na ja, wir konnten leider nicht alles verstehen, aber mit dem Englischen ist das hier ja immer so eine Sache. Wenn dann noch eine bunte Auswahl von 300.000 Goettern dazu kommt, dann geht's schnell durcheinander. In diesem Tempel waren es hauptsaechlich Shiva, Vishnu, Krishna, Ganesh und Hanuman. Letzterer ist der Kerl mit dem Affengesicht, der in seiner Freizeit auch mal durch die Luft fliegt. Er kann's halt. Die anderen haben dafuer andere Vorzuege, drei Gesichter zum Beispiel. Nee, mal ganz im Ernst: Wir fanden es sehr beeindruckend. Die vielen Hindus sangen Mantras vor sich hin, entzuendeten ein Lichtermeer von Kerzen und standen brav zum Opfern an. Faszinierend, und das meine ich wirklich. Unser baertiger Fuehrer erklaerte uns, wie man die verschiedenen Glaubensrichtungen erkennt. Besonders die vielen Angehoerigen der "Sai Baba"-Gruppe mochte er gar nicht. Viel zu maechtig seien die geworden, zuviel Geld ist im Spiel. Gut eine dreiviertel Stunde sind wir durch die vielen Einzeltempel gewandert und durften durch die Tore in die Raeume sehen, wo die Kraft der Goetter sich sammelt. Ach ja, und am Schluss wollten wir dann ganz hinduistisch-authentisch sein. Und so haben wir uns dann wie die anderen auch 'ne Runde Kuhmilch in die Haare gegossen. Was das sollte, habe ich nicht so ganz verstanden, aber ich finde schon noch jemanden, der es weiss.
Gluecklicherweise war die Sonne schon untergegangen, als wir aus dem Tempel kamen. Sonst haette es wohl in unserem Hotelzimmer ziemlich schnell nach Kaese gestunken. Voll abgeschlafft vom Tag war der Drops dann erstmal fuer uns gerutscht. Schoen, dass die Inder auch "Star Movies" abonniert haben und mit "Lethal Weapon" genau das richtige Programm fuer einen halbverpennten Abend boten. Aber wir mussten am naechsten Morgen ja ohnehin frueh raus......
...so war es dann auch. Kurz nach sieben Uhr aufstehen, das Taxi kam um halb neun. Eine Stunde ging es durch die Pampa, dann erreichten wir den Bootsanleger. Mit einer kleinen Schaluppe und sechs anderen Leuten ging es auf kleinen Kanaelen durch die so genannten Backwaters. Die sid zwar kuenstlich angelegt worden, aber schon so alt, dass der Urwald sich das Ganze schon wieder Stueck fuer Stueck zurueckerobert. So konnten wir dann auch unsere erste Schlange entdecken. Sehr angenehme Fahrt, kein Motor, sondern zwei Inder, die mit langen Stangen das Boot vorantreiben....
Kurze Unterbrechung...fuenf Inder treiben gerade eine Ratte aus dem Internet-Cafe....sieht recht lustig aus. Wollte ich nur mal gerade sagen.....
.....jedenfalls sind wir so zwei bis drei Stunden durch die Gegend gefahren und hielten bei Mini-Fabriken, die Muscheln zu Kalziumcarbonat verarbeiten (was zum Teufel ist Kalziumcarbonat und wieso gewinnt man das Zeug ausgerechent aus Muscheln? Gibt's das nicht bei Aldi??). Ausserdem durften wir einigen Frauen dabei zusehen, wie sie aus Kokosnuessen so 'ne Art Tueddelband machen. Hmmm....nicht so spannend. Aber die himmlische Ruhe und die tolle Natur war echt klasse! Nach einer Essenspause sind wir dann auf eine groessere Reisbarke uebergesiedelt. Die Haelfte der Gaeste ist sofort eingepennt. Kein Wunder, wenn man so ganz ruhig auf dem See rumschippert.....
Der Abend war dann wieder der totale Kontrast. Vielleicht ist uns dieses Dauerhupen auf den Strassen auch nur deshalb heute so auf die Nerven gegangen. Jedenfalls sind wir nach der Rueckkehr vom Natur-Trip in Ernakulam wieder voll in die Hektik der indischen Staedte zurueckgekehrt. So schoen es gestern in Cochin war, so aetzend ist es hier in diesem Teil der Stadt. Puh, da habe ich mich fuer den Bruchteil einer Sekunden glatt nach Barmbek zurueckgewuenscht. Na ja, morgen ist ja wieder Voll-Natur Programm. Ich bin gespannt. Wie es war, koennt ihr in drei Tagen lesen. Bis dann....